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14.02.2021

TSGDoku - Deniz Solmaz - "Einfach Anders"

Folge 4: Die Rückkehr nach Wieseck

TSGMedia: 2011 bist du nach nur acht Monaten wieder zur TSG gekommen. Was hast du vorgefunden und was waren die ersten Schritte?

Deniz: Mir war schon immer wichtig, dass wir nur Trainer in unseren Reihen haben, die nicht nur an sich, sondern viel mehr an die Entwicklung der Spieler interessiert sind. In meiner Abwesenheit sind viele Kollegen dazu gekommen, die das anders gesehen haben. Es war ein Prozess von ein bis zwei Jahre, diese Trainer durch andere Trainer auszutauschen. Ich habe dann auch vom Vorstand die Freiheit bekommen alle Entscheidung selbstständig zu treffen. Parallel habe ich ständig an der Ausrichtung gefeilt. Seit dem ging die Entwicklung des Vereins eigentlich rapide bergauf.

TSGMedia: Du hast nebenebei von 2011 bis 2013 auch für den Türkischen Verband als Scout für die Nationalmannschften gearbeitet. Wie kam es dazu und wie kann man sich das vorstellen?

Deniz: Ich kann mich noch super an den ersten Anruf von Erdal Keser (ehemaliger Profi beim BVB) erinnern. Er hat auf Türkisch gesprochen und meine Türkischkenntnisse sind recht schwach. Ich hab ihm dann gesagt, dass ich kein Türkisch kann und habe aufgelegt (lacht). Danach hat er aber nochmal angerufen. Die Zeit war mega spannend aber auch recht fordernd. Es waren spannende Menschen im Projekt. Mein Problem war es aber, dass ich ja kaum türkisch konnte und bei den Meetings nicht viel verstanden habe. Auch die Arbeitsweise der türken war manchmal abenteuerlich. Sie haben mich einmal zum SV Darmstadt 98 geschickt. Ich sollte mir Niklas Süle anschauen. Als ich dann die Herren beim SVD angesprochen habe, war die Überraschung groß, denn nicht jeder, der ein Ü im Namen hat, hat türkische Wurzeln (lacht). Nach zwei Jahren ging es dann nicht mehr weiter. Zeitlich war es nicht mehr zu stemmen.

TSGMedia: Die Jahre vergingen wie im Flug und der Verein hat eine rasante Entwicklung genommen, erzähl uns doch etwas zu Deinen Methoden.

Deniz: Meine tiefste Überzeugung ist der ehrliche und menschliche Umgang mit den Spielern und den Trainern. Für mich zählt der Verein und allen voran die Spieler. Da braucht es auch eine klare Rollenverteilung, die ich immer hart und ehrlich kommuniziere. Der Mensch hinter der Fassade ist für mich super wichtig. Nur ein gesunder Geist kann Topleistungen bringen. Ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem die Spieler und Trainer absolut offen miteinander umgehen, aber auch ihre Freiheiten haben und sich Vertrauen können. Ich achte ständig darauf, sie nicht zu sehr einzuengen. Eigenverantwortung, Mitmenschlichkeit und Freiheit sind mir total wichtig. Sobald die Spieler auf unsere Gelände kommen, sollen sie so sein können, wie sie sind und sich frei fühlen.
Wir wollen und erwarten absolute Topleistung und eine professionelle Einstellung. Wir machen alles, damit die Spieler nach oben kommen, aber wir vergessen nie den Mensch dahinter.

TSGMedia: Was war dein größter Fehler?

Deniz: Ich habe sicherlich einige Fehler gemacht. Mal bin ich zu hart und sage immer was ich denke, da könnte ich öfter auch mal meinen Mund halten und mal habe ich Entscheidungen getroffen, die nicht gut waren. Ich bin schon immer volles Risiko gegangen. Was ich in den Jahren am meisten bereue, war die Entlassung vom Trainer der ersten Mannschaft im Jahr 2018. Daraufhin haben uns nahezu alle Spieler der ersten Mannschaft verlassen und wir standen nach dem sechsten Spieltag ohne Trainer und ohne Spieler da. Inhaltlich stehe ich zu dieser Entscheidung, aber handwerklich habe ich da grobe Fehler begangen, das würde mir heute nicht mehr passieren.

TSGMedia: Was waren deine tollsten Momente?

Deniz: Die Testspielreisen mit den Spielen gegen die ganz großen aus Deutschland sind schon spitze. Die Reise nach Auschwitz, die Kapitänstouren nach Madrid oder London. Die legendären Trainerreisen darf ich auch nicht vergessen. Es gibt aber zwei Sachen, die ich unfassbar mag an meinem Job. Jugendliche auf Ihrem Weg begleiten zu dürfen ein top Fußballer zu werden und das wir ihnen noch etwas mit ins Leben geben können ist unbezahlbar. Was für mich aber immer das absolute Highlight ist, ist das Trainingslager in Österreich. Die Natur, die Freiheit, die top Trainingsbegingungen, alles einfach unfassbar. Mal sieben Tage das Handy in die Ecke zu werfen und sich nur auf das Training und die Spieler zu konzentrieren sind die tollsten Momente, fernab von Alltagsstress.

Nächste Woche gehen wir mit Teil 5 in die Verlängerung. Was waren Deniz’ Gedanken zum FC Gießen? Was hat Corona mit dem Verein gemacht und was sind die Zukunftsprojekte?

All das lest ihr in der nächsten Ausgabe nächste Woche hier!



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