TSG Doku - Deniz Solmaz - Einfach Anders

Folge 1: Wie alles begann

Herzlich Willkommen zur ersten Folge von „Deniz Solmaz - Einfach Anders“

TSGMedia: Hallo Deniz, fangen wir doch mal ganz vorne an: Wie war dein allererster Kontakt mit dem Fußball?

Deniz: Daran kann ich mich leider noch sehr gut erinnern. Das war in der F-Jugend beim Verein in meinem Ort. Ich bin dort mit einem Freund hingegangen. Das war mein erstes Fußballtraining und danach für viele Jahre auch erstmal mein letztes Training. Der Trainer an sich war ganz ok, aber die Übungen waren einfach zu schwer. Ich habe dadurch einfach den Spaß verloren und bin dann auch nicht mehr hingegangen. Wir haben Kopfballtraining gemacht mit ziemlich schweren Bällen. Damals war das noch üblich. Kopfbälle mag ich Bis heute noch überhaupt nicht (lacht).

TSGMedia: Wie ging es dann weiter? Du hast ja wahrscheinlich irgendwann doch den Fußball für dich entdeckt.

Deniz: Bis zu den D-Junioren wollte ich von Fußball nichts mehr wissen. Die Erfahrungen aus dem allerersten Training haben mich geprägt. Irgendwann hat mich ein Freund überredet und ich bin dann zu meinem Heimatverein, der JSG Dietzhölztal, ins Training gegangen. Die Jungs waren cool und ich habe gemerkt, dass es mir großen Spaß macht zu kicken und auch Verantwortung zu übernehmen. Ziemlich zeitnah kamen dann auch die ersten Einladungen für die Kreis- und Regionalauswahl. Das ging alles schon mega schnell. Seit der D-Jugend war ich auch schon immer Kapitän und habe immer einen intensiven Austausch mit den Trainern gehabt.

TSGMedia: Von einem deiner ehemaligen Trainer habe ich gehört, dass du nicht immer der pflegeleichteste Spieler warst. Wie siehst du das?

Deniz: Ich sag es mal so: Bei den Vereinen, wo ich dann gespielt habe, war ich wohl nicht der schlechteste Spieler. Das haben mir dann auch alle so eingeredet. Somit hat es mir an Selbstbewusstein eher nicht gefehlt (lacht). Da meine Leistungen auch meistens gestimmt haben, ich dann irgendwann auch fester Bestandteil der Hessenauswahl war und ich gerne gesagt habe was ich denke, war es sicherlich nicht einfach für einige meiner ehemaligen Trainer. Ich habe damals schon immer gesagt was ich denke, ohne groß über die Folgen nachzudenken. Bei der Hessenauswahl durfte ich auch mal an der großen Fußball Luft schnuppern. Da wurde mir klar, dass ich das bald beruflich machen möchte.

TSGMedia: Erzähl uns doch mal was du denkst, was dich in deiner Jugend am meisten geprägt hat.

Deniz: Meine Kindheit war nicht immer einfach. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, haben sich meine Eltern scheiden lassen. Leider habe ich den ganzen Zirkus hautnah miterleben müssen. In einer Nacht und Nebelaktion bin ich dann mit meinem Bruder und meiner Mutter von zu Hause ausgezogen. Zwei bis drei Jahre später war dann erst Ruhe. Meine Mutter musste uns alleine versorgen und hat nebenbei noch einen 40 Stunden Knochenjob gehabt. Das bedeutete für meinen Bruder und mich, dass wir auf uns alleine gestellt waren und schnell Erwachsen werden mussten. Ich denke, dass ich davon heute noch profitiere. Ich konnte schon immer meine eigenen Entscheidungen treffen, musste dann aber auch die Konsequenzen selbst tragen. Ich habe also sehr früh gelernt, selbstständig zu sein. Das hilft mir heute noch extrem.

TSGMedia: Deine Schulzeit lief ja nicht ganz so optimal. Welche Gefühle begleiten dich, wenn du an deine Schulzeit denkst?

Deniz: Ganz ehrlich, die Schule war nie ein Ort, wo ich gerne war. Das finde ich eigentlich sehr schade. Ich hatte dort täglich Stress und meine Mutter musste oft beim Schulleiter antanzen. Jetzt, da ich seit 20 Jahren Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg begleiten darf, wurde mir auch klar, warum ich damals in der Schule so einen Zirkus gemacht habe. Ich war schon immer ein sehr ehrlicher Mensch und habe jedem gesagt, was ich denke. Jetzt können sich ja alle vorstellen, wie beliebt ich bei den Lehrern war. Mein Schlüsselerlebnis war damals in der zweiten Klasse. Ich war in Mathematik hoffnungslos unterfordert und habe Aufgaben aus dem vierten Schuljahr bekommen. Ich sollte damals die dritte Klasse überspringen, aber meine Deutschkenntnisse haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich fühlte mich als Mensch nicht ernst genommen und war einfach nur noch gelangweilt. Gut, dann ging halt der Zirkus los.

Meine Noten waren gut. Mein Sozial- und Arbeitsverhalten hat meinen Lehrern aber nicht gepasst. Und das zog sich dann so durch meine komplette Schulzeit. Insgesamt bin ich zwei Mal sitzengeblieben und leider einmal auch von der Schule geflogen. Am Ende habe ich dann meinen Realschulabschluss gerade noch so hinbekommen. Die Schule war in ihrer Form nicht mein Ort. Ich bin auf keinen Fall stolz auf meine Schulkarriere. Ich bin aber extrem stolz darauf, dass ich mich nie verbiegen lassen habe. Ich sage heute noch jedem, was ich denke und lasse mich nicht verbiegen. Die Lehrer wollten mich in eine Schablone stecken. Ich wollte das aber nicht, ich wollte so bleiben wie ich bin.

TSGMedia: Du musstest deine aktive Karriere als Spieler schon relativ früh an den Nagel hängen. Was ist genau passiert?

Deniz: In der Hochphase meiner Karriere, so mit 15/16 Jahren, lief alles nach Plan. Ich spielte mittlerweile bei der SG Eschenburg, war dort, in der Kreis- und Regionalauswahl Kapitän und war fester Bestandteil der Hessenauswahl. Ich habe zu dieser Zeit bei den B-Junioren, A-Junioren und bei der ersten Mannschaft trainiert. Sieben Einheiten pro Woche waren normal. Ich war total vom Ehrzeig zerfressen und absolut fokussiert. Freunde, Partys und Alkohol waren kein Thema, ich wollte Profi werden. Dann begann aber die Phase, an die ich mich nicht gerne zurückerinnere. Ich fuhr mit meiner Mutter von einem Arzt zum nächsten. Zwei Mal wurde ich an der Leiste operiert und es wurde einfach nicht besser. Dann hat mir der Arzt gesagt, ich solle lieber aufhören mit dem Fußball und Arbeiten gehen. Das war ein riesen Schock für mich. Ein bis zwei Monate brauchte ich, um mich zu sammeln. Dann habe ich beschlossen nicht ewig zu weinen und einen anderen Weg einzuschlagen. Ich bin Trainer der D-Jugend aus meinem Verein geworden und so war ich dann drin im Trainergeschäft.

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