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06.02.2021

TSGDoku - Deniz Solmaz - "Einfach anders"

Folge 3: Die Anfänge in Wieseck

TSGMedia: 2006 kam dann im Dezember Dein Wechsel zur TSG Wieseck. Erzähl uns etwas darüber.

Deniz: Ich habe zur Winterpause die U14 übernehmen dürfen und es war ein tolles Gefühl. Das Tempo war viel höher als bei meiner letzten Mannschaft, auch das drum herum war aufwändiger und wuchtiger. Mehr Termine, mehr Druck und auch mehr Einfluss der Eltern, daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Die Jungs waren klasse, haben mich aber auch komplett gefordert. Die Elternschaft war sehr Meinungsstark, da kam es dann auch immer wieder zu Problemen. Für mich stand der Spieler immer im Mittelpunkt, ich wollte Eigenverantwortung und Selbstständigkeit, sie sollten lernen eigene Entscheidungen zu treffen. Die Jungs wollten das auch, einige Eltern waren damit zufrieden, sie sahen Ihr Kind im Fokus. Andere, die sich eher selbst zu wichtig nahmen, waren nicht glücklich und der Stress hat mich dann auch einige Zeit begleitet.

TSGMedia: Du hast zu Deiner Anfangszeit noch in Eschenburg gewohnt und bist in Siegen zur Schule gegangen. Das war hart, oder?

Deniz: Ja, der Aufwand war schon sehr hoch. Ich habe zu Beginn auch direkt schon als Trainer bei Regional- und Hessenauswahl mitgemacht, Fußball hat mein komplettes Leben ausgefüllt. 2007 bin ich dann auch nach Gießen gezogen und 3-4 Monate bin ich dann noch nach Siegen zur Schule gependelt. Die Arbeit mit den Spielern war der Hammer, ich habe dann das Abitur nicht mehr nachholen können. In mir sind dann die Überlegungen gereift, alles auf eine Karte zu setzen.

TSGMedia: Nach einem Jahr bei Wieseck hast du die sportliche Leitung übernommen und dir deine hauptamtliche Stelle quasi selber verschafft. Wie kam es dazu?

Deniz: Der Verein war damals schon das Aushängeschild in Hessen und ich wollte mithelfen, den nächsten Schritt zu gehen. Ich habe ein sportliches Konzept erarbeitet und meinem Chef vorgelegt, er hat mich einfach machen lassen, wofür ich heute noch sehr dankbar bin. Gleichzeitig habe ich ihm erklärt, wie eine Stelle für mich zu schaffen ist, er fand die Idee gut und dann habe ich mit der Arbeit begonnen. Sponsorengespräche und den Ausbau der Fußballschule haben dann so weit geführt, dass ich gerade so über die Runden gekommen bin. Zum Glück hatte ich noch finanzielle Reserven aus meiner Selbständigkeit. Diese waren aber recht schnell aufgebraucht, so habe ich die ersten Jahre mit einem Mix aus dem Gehalt, meinem Ersparten und dann zum Schluss von einem Kredit gelebt. Die Jahre waren krass, aber das war mir egal.

TSGMedia: Im Jahr 2010 kam es zum Bruch mit deinem Chef und zur wohl aufwühlendsten Zeit die Du erlebt hast. Wie war es?

Deniz: Mit meiner direkten Art habe ich stark polarisiert. Die Spieler haben es zum großen Teil geliebt, dass ich sie komplett in den Mittelpunkt gerückt habe und immer ehrlich war. Viele Eltern und dann auch meine Führung fanden es nicht so toll. Nichtsdestotrotz hat sich der Verein mega entwickelt und wir schwammen auf einer Erfolgswelle. Der Aufstieg der U15 und das Jahr war sportlich das tollste was ich erleben durfte. Die Grabenkämpfe von einer kleinen Elternschaft und dem Chef eskalierten dann komplett. Die Zeit hat mich sehr mitgenommen, aber ich war überzeugt von dem was ich erreicht habe und noch erreichen konnte. So kam es zum großen Knall. Einige Eltern haben ihre Kinder abgemeldet und ich habe meinen ehemaligen Jugendleiter beerbt. Ich war 25 Jahre alt und habe die Jugendabteilung geführt. So schnell sollte das alles eigentlich nicht passieren.

TSGMedia: Ein Jahr später bist du kurz zum SC Waldgirmes gewechselt. Wie kam es dazu?

Deniz: Die Jahre bei Wieseck waren echt hart. So viel mir die Arbeit mit den Trainern und Spielern auch gebracht hat. Ich wollte was neues sehen und war es leid mir von den restlichen Menschen über mir im Vorstand was sagen zu lassen. So kam dann der Wechsel in den Seniorenbereich zum SC Waldgirmes, dort sollte ich parallel auch die Jugend aufbauen. Ich fasse es mal so zusammen: Eigentlich habe ich da nicht hingepasst. Der Austausch mit den Spielern war klasse, aber sonst hat nicht viel gepasst. Ich habe aber unheimlich viel für mein Leben gelernt und bin dafür den Menschen die ich dort kennenlernen durfte sehr dankbar. Nach nur acht Monaten zog es mich wieder zurück zur TSG. Ich habe den Jugendfußball und meine Trainer einfach vermisst und der Vorstand wollte mich auch unbedingt zurück haben. So bin ich dann wieder dort gelandet, wo ich mich am wohlsten fühle.

TSGMedia: Genau in der Zeit beim SC Waldgirmes hast Du die Talentförderung Mittelhessen entwickelt. Was ist das und was waren Deine Beweggründe?

Deniz: Zum Ende meiner Zeit bei Wieseck habe ich mich massiv über einen Bundesligisten geärgert, der einen Zehnjährigen aus Mittelhessen verpflichtet hat und dieser eine einfach Strecke von 160 Kilometer zum Training hatte. Als ich den Verantwortlichen dann gesagt habe was ich davon halte, wuchs in mir der Wunsch etwas zu verändern. Während einem Urlaub in New York besuchte ich ein Spiel zweier College Basketball Teams und 20.000 Zuschauer waren dabei. Das hat mich nicht mehr losgelassen, dass bei einem Spiel zwischen Schulen so viele Menschen dabei waren. Genau an dem Tag habe ich das Konzept der TFM erarbeitet und als ich dann wieder in Deutschland gelandet bin, hat die Arbeit begonnen. Kurz gesagt wollte ich diese weiten Fahrtstrecken für die Kids nicht mehr und wollte top Trainer in die Vereine bringen.

Im vierten Teil schauen wir darauf, wie Deniz mit seinen Kollegen den Verein in die Nationale Spitze geführt hat und die Zeit beim Türkischen Verband war. Wir erfahren was sein größter Fehler war und welche Momente in Erinnerung bleiben.



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